Reise zum Champagner: Genuss und Kultur

Er ist Teil einer jahrhundertealten Kultur.

Hier, zwischen Reims, Épernay und den sanften Hügeln der Marne, finden sich nicht nur einige der renommiertesten Weingüter der Welt, sondern auch architektonische Meisterwerke. Viele Häuser pflegen ihre Geschichte in prachtvollen Stadtpalästen, Schlössern oder kunstvoll restaurierten Landsitzen – Orte, die so edel sind wie der Wein, der dort entsteht.

Der Champagner gilt als der wohl edelste Schaumwein der Welt. Und auch wenn er in erster Linie für seine feine Perlage und aromatische Vielfalt berühmt ist, offenbaren die Gebäude, in denen er entsteht, eine andere, stille Form des Luxus: Schönheit, Handwerk und Beständigkeit.

Die ehemalige Hausherrin Lily Bollinger brachte das Lebensgefühl des Champagners einst mit einem Augenzwinkern auf den Punkt: 

„Ich trinke Champagner, wenn ich froh bin, und wenn ich traurig bin. Manchmal trinke ich ihn, wenn ich allein bin, und wenn ich Gesellschaft habe, darf er nicht fehlen. Wenn ich keinen Hunger habe, macht er mir Appetit, und wenn ich hungrig bin, lasse ich ihn mir schmecken. Sonst rühre ich ihn nicht an – außer, wenn ich Durst habe.“

Ein Satz, der zeigt, dass Champagner mehr ist als ein Getränk. Er ist eine Haltung, ein Ritual, ein Ausdruck von Lebensfreude.

Im Folgenden stellen wir fünf Weingüter vor, die nicht nur durch ihre erlesenen Cuvées überzeugen, sondern auch durch ihre außergewöhnliche Architektur – und die jeden Besuch zu einem Erlebnis für alle Sinne machen.

1. Louis Roederer, Reims – französische Eleganz im Stadtpalast

Das Haus Louis Roederer ist eine Institution in der Champagne. Seit rund zwei Jahrhunderten wird es als Familienunternehmen geführt – eine Seltenheit in einer Region, in der viele Namen längst Teil großer Konzerne sind.

Die 250 Hektar Weinberge, die sich über die besten Lagen der Region erstrecken, sind ausschließlich als Grands Crus oder Premiers Crus klassifiziert – ein Hinweis auf den kompromisslosen Qualitätsanspruch des Hauses.

Das Hauptgebäude, ein prachtvoller Stadtpalast im Stil Louis XV., erinnert an die glanzvolle Zeit des französischen Rokoko. Hier treffen klassische französische Architektur, aufwändige Stuckarbeiten und kunstvolle Parkanlagen auf eine zeitgenössische Kunstsammlung und eine Philosophie, die sich der Nachhaltigkeit verschrieben hat.

Champagner-Experte Peter Jauch beschreibt Roederer als „eine gelungene Verbindung aus französischer Pracht, moderner Kunstförderung und ökologischem Denken“. Besucher können private Führungen buchen, die Architektur und Kunst in den Mittelpunkt stellen – selbstverständlich begleitet von exklusiven Verkostungen der edlen Schaumweine.

Weintipp: Blanc de Blancs 2016 – ein eleganter, mineralisch geprägter Champagner aus 100 % Chardonnay.

2. Champagne Ruinart, Reims – das älteste Haus und seine magischen Keller

Ruinart ist das älteste noch aktive Champagnerhaus der Welt – gegründet 1729, lange bevor Champagner zum Symbol für Luxus wurde. Heute gehört das Traditionshaus zum LVMH-Konzern, hat sich aber seine schlichte, feine Handschrift bewahrt.

Berühmt ist Ruinart vor allem für seine Kreidekeller, die sogenannten Crayères. Diese unterirdischen Gewölbe, die im Mittelalter als Steinbrüche dienten, sind heute UNESCO-Weltkulturerbe. Sie reichen bis zu 40 Meter tief in den Kalkboden hinein – ein Ort, der wie geschaffen scheint für die stille Reifung der feinsten Cuvées.

Das neue Besucherzentrum verbindet moderne, klare Architektur mit dem historischen Erbe des Hauses. In den sanft beleuchteten Kellern reifen die berühmten Flaschen in vollkommener Ruhe, bevor sie ihren Weg in die Welt antreten.

Weintipp: Champagne Rosé – eine elegante, ausgewogene Cuvée aus Pinot Noir und Chardonnay, die perfekt zu leichten Speisen passt.

3. Billecart-Salmon, Mareuil-sur-Aÿ – französischer Charme und barocker Gartenzauber

Nur wenige Kilometer von Épernay entfernt liegt das traditionsreiche Haus Billecart-Salmon, das seit über 200 Jahren in Familienbesitz ist. Seine Geschichte ist eng mit der Region verbunden – und doch blickt das Weingut immer wieder über den Tellerrand hinaus, wenn es um Innovation und Stil geht.

Zum Anwesen gehören rund 100 Hektar eigene Weinberge, ergänzt durch Trauben aus weiteren 200 Hektar von befreundeten Winzern. Das Herzstück aber ist der elegante Landherrensitz mit seinem gepflegten Barockgarten, in dem ein über 100 Jahre alter Kastanienbaum majestätisch die Szenerie dominiert.

Hier verbinden sich Vergangenheit und Gegenwart auf besonders harmonische Weise. Besucher erleben eine Atmosphäre, die an französische Landromantik erinnert – gepaart mit der Präzision und Noblesse, die Billecart-Salmon seit Generationen auszeichnen.

Weintipp: Extra Brut «Le Réserve» – ein trockener, fein strukturierter Champagner aus Pinot Noir, Pinot Meunier und Chardonnay.

4. Laurent-Perrier, Tours-sur-Marne / Louvois – Renaissance trifft Moderne

Das 1812 gegründete Haus Laurent-Perrier zählt zu den wenigen großen Champagnerhäusern, die bis heute unabhängig und familiengeführt geblieben sind. Sein Erfolg gründet auf der Balance zwischen Tradition und Innovation – und das zeigt sich nirgendwo deutlicher als in seiner Architektur.

1989 erwarb das Unternehmen das stilvolle Château de Louvois, ein prachtvolles Gebäude, das an die Architektur der Renaissance erinnert. Das Schloss wurde aufwendig restauriert, ebenso wie die historische Orangerie, deren Sanierung fünf Jahre dauerte.

Ein faszinierender Kontrast dazu ist der hypermoderne Weinkeller aus Edelstahl und Glas – ein architektonisches Statement für die Zukunft des Champagners. Besucher erleben hier, wie Vergangenheit und Gegenwart, Stein und Stahl, Geschichte und Technik miteinander in Dialog treten.

Weintipp: Grand Siècle Itération 26 – eine komplexe, außergewöhnliche Cuvée aus drei großen Jahrgängen (2012, 2008, 2007), die in perfekter Harmonie miteinander verschmelzen.

5. Château de Boursault, Boursault – ein Märchenschloss mit Champagnerseele

Das romantische Château de Boursault liegt eingebettet in sanfte Weinberge mit Blick auf das Marne-Tal. Es wurde einst von Madame Clicquot Ponsardin, der legendären Gründerin des Hauses Veuve Clicquot, erbaut.

Nach ihrem Tod ging das Anwesen 1927 in den Besitz der Familie Fringhian über, die das Schloss restaurierte, neue Reben pflanzte und 1975 ihre eigene Marke gründete: Champagne Château de Boursault.

Das Schloss selbst ist ein architektonisches Kleinod – mit Türmen, Erkern und großen Fenstern, die den Blick auf die umliegenden Rebgärten freigeben. In seinen alten, steinernen Kellern reifen die Cuvées des Hauses, umgeben von der stillen Eleganz vergangener Jahrhunderte.

Weintipp: Cuvée Prestige – ein kräftiger, aber zugleich feingliedriger Champagner aus Chardonnay und Pinot Noir, der Eleganz und Tiefe vereint.

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